Elektromagnetische Hypersensibilität
Hilfe für Betroffene und ein Weckruf an die Gesellschaft
Was ist EHS?
Elektromagnetische Hypersensibilität (EHS), auch Elektrosensibilität genannt, beschreibt Menschen, die gesundheitliche Beschwerden wie Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme oder Herzrasen auf elektromagnetische Felder (EMF) zurückführen. Diese Felder entstehen durch Mobiltelefone, WLAN-Router oder Stromleitungen – Technologien, die in unserer modernen Welt allgegenwärtig sind.
Laut dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) in der Schweiz gibt es keine allgemein anerkannten Diagnosekriterien für EHS, und ein direkter kausaler Zusammenhang zwischen EMF und den Beschwerden konnte bislang nicht eindeutig nachgewiesen werden. Doch die Grundlage für diese Einschätzungen sind Studien, mittlerweile mehr als ein Jahrzehnt alt sind. Sie werden dem aktuellen technologischen Stand – etwa der Einführung von 5G – und den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht gerecht.
Kritische Lücken in der Forschung
Der Bericht des BAFU räumt selbst ein, dass individuelle Empfindlichkeiten gegenüber EMF nicht vollständig ausgeschlossen werden können. Diese Frage wurde jedoch nie konsequent verfolgt. Gleichzeitig hat sich die Mobilfunktechnologie in den letzten Jahren rapide weiterentwickelt, wodurch neue Belastungen entstanden sind, die in den alten Studien nicht berücksichtigt wurden.
Ein aktueller Dokumentarfilm, „Das digitale Dilemma“ von Klaus Scheidsteger, beleuchtet diese Problematik und liefert neue Einblicke. Der Film zeigt, dass die derzeitigen Sicherheitsstandards, die von der International Commission on Non-Ionising Radiation (ICNIRP) festgelegt werden, lediglich thermische Effekte (Erwärmung) berücksichtigen. Nicht-thermische Effekte, wie DNA-Schäden und Chromosomeninstabilität, die in der unabhängigen ATHEM3-Studie dokumentiert wurden, werden ignoriert.
Was zeigt „Das digitale Dilemma“?
„Das digitale Dilemma“ ist ein Weckruf. Der Film deckt auf, dass die alltäglichen HF-Werte an vielen Orten bis zu 7,5-mal höher sind als die in Kernkraftwerken zulässigen Werte. Solche Belastungen wären in einer Nuklearanlage undenkbar – in unserer drahtlosen Umgebung gelten sie jedoch als normal.
Die ATHEM3-Studie weist zudem darauf hin, dass bestehende Sicherheitsrichtlinien die langfristigen biologischen Auswirkungen von EMF unterschätzen könnten. Ein Forscher im Film erklärt:
„Die Grenzwerte der ICNIRP schützen uns vor Verbrennungen, aber nicht vor Krebs. Die biologischen Schäden, die wir feststellen, liegen oft weit unterhalb dieser Werte.“
Der Film schlägt vor, den Ansatz der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) zu übernehmen, die Sicherheitsstandards auf Basis biologischer Effekte entwickelt – nicht nur auf physikalischen Messungen.
Lösungen und neue Wege
„Das digitale Dilemma“ gibt jedoch nicht nur Anlass zur Sorge, sondern zeigt auch Alternativen auf. So könnte die LiFi-Technologie, die auf Lichtwellen statt auf Funkfrequenzen basiert, die drahtlose Kommunikation revolutionieren. Diese Technologie ermöglicht bidirektionale Datenübertragung ohne die schädliche Strahlung, die mit Funkfrequenzen verbunden ist.
MedNIS: Ein Schritt in die richtige Richtung
Die Schweiz hat mit dem medizinischen Beratungsnetz für nichtionisierende Strahlung (MedNIS) einen ersten Schritt getan, um Menschen mit EHS zu unterstützen. MedNIS bietet eine Anlaufstelle für Betroffene und setzt sich für eine bessere medizinische Versorgung ein. Gleichzeitig könnte das Netzwerk dazu beitragen, neue Forschungsergebnisse in die medizinische Praxis zu integrieren.
Was können Betroffene tun?
Neben der Kontaktaufnahme zu MedNIS und dem Verfolgen neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse können Betroffene auch den Dokumentarfilm „Das digitale Dilemma“ ansehen, der online auf das-digitale-dilemma.de verfügbar ist. Er gibt nicht nur einen Überblick über die Gefahren der EMF-Exposition, sondern auch über innovative Lösungen, wie die LiFi-Technologie.
Fazit
EHS ist ein komplexes und oft unterschätztes Thema, das dringend eine Neubewertung erfordert. „Das digitale Dilemma“ zeigt eindringlich, wie sehr die aktuellen Sicherheitsrichtlinien hinter der Realität zurückbleiben. Es ist höchste Zeit, dass Regierungen, Wissenschaftler und die Gesellschaft handeln – denn die Gesundheit von Millionen von Menschen steht auf dem Spiel.
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