Die symbolische Rückkehr des Bargelds
Ein Design-Wettbewerb der SNB als Beruhigungspille?
Plötzlich hat das Bargeld wieder Glanz und Gloria verdient – ein faszinierender Zug der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die nun einen sehr gut dotierten Wettbewerb für neue Banknoten veranstaltet, um “den Wert des Bargelds“ zu unterstreichen. Doch angesichts des zunehmenden Drucks auf die Gesellschaft, immer mehr digitale Zahlungen zu nutzen, wirkt diese Initiative wie ein Placebo für alle, die noch an die fortdauernde Relevanz des Bargelds glauben.
Ironischerweise spielt sich das Ganze vor dem Hintergrund ab, dass selbst öffentliche Einrichtungen wie die SBB erklären, in naher Zukunft am liebsten kein Bargeld mehr annehmen zu wollen. Und – wir erinnern uns an die sogenannte Corona-Pandemie – im Pandemiefall Banknoten die reinsten Virenschleudern sein sollen. Besonders schädlich war damals die 50er-Note. Wozu also das Ganze?
Der „bleibende Wert“ des Bargeldes
Offiziell soll der Wettbewerb die Bedeutung und den “bleibenden Wert“ des Bargelds hervorheben. Dieser Symbolwert scheint in einer Zeit, in der uns digitale Alternativen und Zentralbankwährungen (CDBC) fast täglich vor Augen führen, wie schnell Zahlungen auch ohne physische Scheine abgewickelt werden können, fast nostalgisch. Eine Rückkehr zu den Wurzeln, könnte man meinen – oder eine subtile Hinhaltetaktik? Die SNB will damit offenbar eine Art Sicherheitsgefühl schaffen: „Schaut her, wir investieren in die Zukunft des Bargelds!“ Doch wirkt es wie ein reines Beruhigungsinstrument in einer Welt, die zusehends bargeldfrei werden soll (siehe die laufenden Agenden).
Die Banknoten sollen ästhetisch und wertvoll erscheinen, die “traditionelle“ Schweizer Unabhängigkeit symbolisieren – doch vielleicht handelt es sich hier nur um einen liebevoll inszenierten Abschied.
Diese Initiative wird wie eine beruhigende Handbewegung, ein Streicheln über den Kopf, wahrgenommen, während parallel Projekte zu digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs) weltweit auf Hochtouren laufen, auch bei der SNB, um das Bargeld in eine Art digitale Schattenexistenz zu drängen. Die Logik scheint durchsichtig: Ein Wettbewerb als liebevoller Schwanengesang für die Ära des Bargelds, bevor auch die Schweiz mit den digitalen Zahlungsströmen endgültig mitzieht, um damit die totale Kontrolle über alle Schweizer bzw. alle Menschen zu erreichen.
Bis dahin ist aber noch ein anderer Grund bedeutend: Die SNB bringt interessanterweise alle 15-20 Jahre neue Geldnoten auf den Markt, während die heutigen US-Dollar-Scheine seit den 1920er Jahren im Grunddesign weitgehend unverändert sind, was das allgemeine Layout und die Porträts betrifft. Lediglich die Sicherheitsmerkmale wurden ab den 1990er Jahren immer wieder aktualisiert. Warum der vergleichsweise häufige „Design-Wechsel“ in der Schweiz?
Dem Schweizer unters Kopfkissen geschaut
Das Einführen neuer Banknoten bietet eine fantastische Gelegenheit, um das „Bargeld im Umlauf“ ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Schliesslich müssen die alten Scheine zur Bank oder zum Automaten gebracht werden, um gegen die neuen eingetauscht zu werden. Was für ein Zufall, dass sich dabei hervorragend analysieren lässt, wie viel Bargeld die Bürger „für schlechte Zeiten“ so horten. Perfekt für eine gründliche Bestandsaufnahme!
Da kann man fast von einem Gewinn für beide Seiten sprechen: Die Bürger erhalten neue, hübsch designte Scheine, und die Daten, wie viel im Land „unter dem Kopfkissen“ lagert, werden ganz diskret aktualisiert.
Und, ach ja, so ein Banknoten-Update bietet natürlich auch die perfekte Gelegenheit, den Bürgern ein paar zusätzliche Fragen zu stellen – rein zur Sicherheit, versteht sich. Schliesslich will man ja wissen, woher das ganze Bargeld kommt, das da so heimlich aufgestapelt wurde. Der „kleine Mann“ ist bekanntermassen ein potenzieller Kandidat für Geldwäsche und/oder Steuerhinterziehung. Und wie praktisch, wenn der Bankberater gleich mal fragt: „Ach, so viel Bargeld? Woher stammt das denn genau?“ Wer die neuen Scheine in die Hände bekommen will, muss also gelegentlich einen kleinen Beweis seiner Rechtschaffenheit liefern. Natürlich alles für einen guten Zweck!